Am Morgen sahen wir erstmal wo wir gelandet waren und ich
nutzte die Zeit des langsamen Erwachens für einen Ausflug in die Zwergenwelt.
Wir begannen den Tag dann mit unserem ersten Trail. Mit
einem Liter Wasser und dem Fotoapparat machten wir uns auf den Weg zu den
Wasserfällen direkt am Camp. Ganz genau erkundigt hatten wir uns im Vorfeld
nicht und so marschierten wir erst locker auf einem Trail Level 2, um einige
hundert Meter später auf Level 3 und dann Level 4 zu wechseln. Auf einmal
blickte uns ein blaues Klebezeichen mit Level 5 an. Dieses Level soll nur für
Wanderer mit Bushwalkerfahrung und extremer sportlicher Ausdauer sein. Wir
blickten an uns hinunter unsere lockeren T-Shirts und die zerbeulten Turnschuhe
ohne Profil… Naja zumindest versuchen kann man es ja, umkehren geht immer (wenn
man nicht schon unten ist).
Also ging es los und wir mussten wirklich etwas Klettern
(die nächste Stufe ist übrigens nur mit „Abseiling“ möglich). Das machte aber
wirklich totalen Spaß. Ab und zu markierte ein blauer Punkt den bestmöglichen
Abstieg und schlussendlich fanden wir uns in der Schlucht wieder. An einem
kleinen Wasserlauf entlang ging es in eine Bucht von der ein Wasserfall über
mehrere stufen hinunter plätscherte. Schön.
Ab und zu kam schon die Sonne raus, aber durch den Schatten
war der Weg sehr erträglich gewesen.
Wir freuten uns schon auf die folgenden Trails, da der
Karijini für diese bekannt ist. Also packten wir am Camp alles zusammen und
fuhren los. Wir hatten uns am Anfang für den im Reiseführer am schwersten
beschriebenen Weg entschieden, um abschätzen zu können was da auf uns zukommen
könnte und weil wir eben noch gut drauf und nicht müde waren.
Also auf zu
Kermits Pool. Schon vor dem Abstieg warnt eine Tafel vor den Gefahren: man
müsse eine Leiter runter steigen (auf dem Foto ist das eine kleine normale
Leiter im Stein) und durchs Wasser laufen. Außerdem zeigt eine Tafel wie lange
Rettungsversuche in den Schluchten dauern können. Ein Helfer kam vor einigen
Jahren ums Leben, als er zwei Backpacker retten wollte. Alles nicht schön und
wir hatten in jedem Fall Respekt.
Also losgewandert und nach Level 4 folgte die Leiter, die
aber deutlich breiter mit Geländer und einem Zwischenstück war. Also total
schaffbar.
Dann folgte Level 5 durch die Schlucht. Erst weniger
spektakulär am Wasser entlang und dann einmal durchs Wasser. Wir kamen dann an
einem Pool an, wo die Kleidung und Rucksäcke von mehreren Leuten lagen und uns
würde klar, dass wir hier wohl durchschwimmen müssen. Es kamen uns dann auch
drei Männer schwimmend entgegen (einen treffen wir immer wieder durch ganz
Westauastralien, da grüßt man sich schon mit einem Grinsen), die dann ihre
Sachen nahmen.
Wir warteten kurz und stiegen dann in das doch recht kühle
Nass. Fotoapparat und Rucksack hatten wir liegen gelassen, weil beim Schwimmen
selbst der wasserdichte Beutel nicht hilft. Als wir fast gänzlich in dem
Durchgang waren, kam uns ein trockener Fotograf entgegen und kletterte an der
Seite weiter. Also wussten wir es geht auch trocken und Tino kehrte um, um
unsere Sachen zu holen. Wir erreichten das Amphitheater, was seinen Namen
wirklich verdient, denn mehrere natürliche Sitzreihen schauen auf den kleinen
Wasserfall in der Schlucht. Ein schöner Ort und ich holte gleich die Kamera
raus.
Der Spinnengang, der dem Amphitheater folgte, war aber noch
einmal deutlich eindrucksvoller.
Die Schlucht ist hier nur etwas breiter als
einen Meter und man läuft in dem sprudelnden Wasser weiter. Bis jetzt wirklich
ein landwirtschaftliches Highlight und das wollte natürlich auch festgehalten
werden. Also klemmten wir uns in die Spalte und nutzen jeden trockenen Stein,
um das Stativ aufzustellen.
Der kleine Gang endete an Kermits Pool, wo die Schlucht aber
noch lange nicht endet, aber von hier geht es nur mit Level 6 weiter (die
Abseilhaken sahen wir auch schon) und ohne Gruppe ist es verboten weiter zu
gehen. So genossen wir nur den grandiosen Blick.
Beim Kermits Pool wollte ich auch einige Fotos machen und in
einem unachtsamen Moment, war mein Objektivdeckel auch schon ins Wasser
gefallen und sickerte langsam auf den Grund. Tino stellte sich aber als
schlechter Froschkönig heraus, teste das Wasser zwar kurz, meinte aber dass es
zu tief sei um den wieder raus zu holen. Wie wäre das Märchen wohl ausgegangen
bei so wenig Initiative ;)
Also ein verlorener Objektivdeckel am Kermits Pool über den
sich vielleicht in der Trockenzeit jemand freuen kann.
Der Weg zurück ging dann dank Fotoerschöpfung recht schnell.
Am Parkplatz angekommen wurden wir von zwei Backpackern gelöchert wie schwer
der Weg sei, wir konnten ihn wirklich empfehlen! Sie erzählten uns, dass man in
der anderen Schlucht wohl schwimmen muss und wir waren gespannt.
Also los zum Handrail Pool. Und gleich nach dem Abstieg noch
am Anfang des Level 4 Weges, gab es kein trockenes Durchkommen mehr und wir
mussten unsere Sachen zurücklassen und schwimmen.
Die Schlucht war etwas voller, aber der Weg auch ganz schön
(an Kermits Pool kam es aber nicht ran). Wieder wurde der Weg zum Level 5 Walk
und wir durchquerten einen schmaleren Teil der Schlucht und dann mit einer
Geländerkette an einem kleinen Wasserfall entlang zum Handrail Pool abzusteigen.
Tino durchquerte den Pool noch und schwamm etwas weiter, während ich wartete.
Unsere Sachen waren alle noch da und mit dem Auto fuhren wir
noch zu zwei Aussichtspunkten bei anderen Schluchten und schließlich zum
nächsten Camp, was wieder mit Selbstregistrierung funktionierte. Der Platz
wurde schnell voll, da noch Nebensaison ist war auch nur ein Campareal geöffnet.
An einem weiteren Aussichtspunkt schauten wir uns weitere Wasserfälle an, die
wir am nächsten Tag erwandern wollten.
Wirklich ein eindrucksvoller Tag, der uns bis jetzt mit am
besten gefallen hat. Der schöne Abend endete mit einer leckeren Gemüsepfanne
unter dem Sternenhimmel und die Grillen zirpten uns wie jeden Abend ins
Schlummerland.